Der Arbeitsbereich der Ergotherapie in der Geriatrie wird durch das umgrenzte Alter der
Patienten und die damit einhergehenden, altersbedingten körperlichen und geistigen Einschränkungen bestimmt. Aber auch gesellschaftliche Faktoren wie z. B. das grundsätzliche
Ansehen alter Menschen in ihrem sozialen Umfeld oder die Tendenz zur institutionellen Betreuung von Pflegebedürftigen beeinflussen die Arbeit sehr stark.
Vielfach bestimmen unter anderem folgende Faktoren die Lebenssituationen von älteren Menschen
- Abnahme der körperlichen, geistigen und psychosozialen Fähigkeiten
- Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität)
- Nachlassen der Funktionen der Sinnesorgane (Sehen, Hören, ...)
- Verlust von Partner, Wohnung oder Wohnumfeld, materiellen Werten, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, usw.
- erschwerte Teilnahme am öffentlichen Leben
- Gefahr von Vereinsamung
Diese Faktoren und die Fülle an möglichen akuten und chronischen Krankheitsbildern aus nahezu allen medizinischen Fachbereichen bestimmen die Zielsetzung und die daraus folgenden Maßnahmen der Ergotherapie.
Was sind die Ziele ergotherapeutischer Maßnahmen in der Ergotherapie?
Die ergotherapeutischen Ziele sind handlungs- und alltagsorientiert und miteinander verzahnt. Diese Ziele werden gemeinsam mit den Betroffenen und eventuell deren Angehörigen unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Lebenserfahrung, ihrer Lebensumstände und ihrer individuellen Bedürfnisse festgelegt.
Sie beinhalten die Wiederherstellung, Verbesserung und Erhaltung von/durch
- Grob- und Feinmotorik, Koordination, Kraft, Ausdauer und Gelenkschutz, Wahrnehmungsverarbeitung, sensorische Integration
- Erhaltung der Grundmobilität und der Geschicklichkeit
- Körperwahrnehmung und Sensibilität
- Aktivierung und Förderung geistig kognitiver und neuropsychologischer Fähigkeiten
- sozio-emotionale Kompetenzen, Interaktionsfähigkeit, Ausdrucksverhalten
- Schienenversorgung, Hilfsmittelversorgung, /-schulung, /-anpassung
- Selbstständigkeit, Alltagsbewältigung (z. B. Trinken, Körperpflege und Bekleidung, Fortbewegung), Beratung der Angehörigen,
- Hilfen zur Anpassung des Wohnumfeldes und Versorgung mit den notwendigen Hilfsmitteln
- Grundarbeitsfähigkeiten, Belastungserprobung
- Umfeldanpassung (Wohnraum/Arbeitsplatz), Erhaltung der Kontaktfähigkeit, Kommunikation und Orientierung
- psychische Stabilisierung und Hilfestellung zur Verarbeitung veränderter Lebensumstände und von Verlusten
Die einzusetzenden Maßnahmen unterscheiden sich im Grundsatz nicht von denen
der Fachbereiche Orthopädie, Traumatologie, Rheumatologie, Neurologie oder
Psychiatrie, müssen aber in besonderem Maße der speziellen Situation alter
Menschen, wie oben kurz skizziert, Rechnung tragen. Die Ergotherapeutin ist in
der Geriatrie vor allem besonders gefordert, sich mit den Grenzen ihrer
therapeutischen Möglichkeiten auseinanderzusetzen.